Der Passivhausstandard verdeutlicht, wie hoch das Potenzial für eine Energieeinsparung und damit für aktiven Klimaschutz in diesem Bereich tatsächlich ist. Für die Bewohner sind es im Alltag erst recht der hohe Wohnkomfort mit einem behaglichen Innenklima und die spürbar niedrigen Betriebskosten, die das Passivhaus auszeichnen. Dr.-Ing. Benjamin Krick: Ein Passivhaus hat erst einmal eine thermisch hochwertige Gebäudehülle. Hierdurch bleiben die Innenoberflächen warm – ein Garant für hohe Behaglichkeit und wesentlich verringerte Hygieneprobleme wie Schimmel an zu kalten Oberflächen. Gleichzeitig sinkt der Wärmebedarf so weit, dass der verbleibende Rest über die ohnehin erforderliche Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung bereitgestellt werden kann. Das spart Kosten für ein separates Wärmeverteilsystem. Interessant ist, dass durch diese Strategie die Gebäudetechnik sehr einfach und damit kostengünstig und wartungsarm wird. Ein Passivhaus ist also ein Gebäude, das eine hohe Behaglichkeit ohne aufwändige und wartungsintensive „aktive“ Systeme erreicht. Und das bei einem gewaltigen Zusatznutzen, denn durch den geringen Energiebedarf wird eine nachhaltige Energieversorgung möglich.
Ebenso wichtig ist die Automatisierung der Lüftung: Frischluft wird adäquat über einen Erdreichwärmetauscher angesaugt, wärmt sich an der verbrauchten Luft, die abgeführt wird, ohne Durchmischung, auf und wird auf die Aufenthaltsräume verteilt. Die Absaugung erfolgt in Küchen und Bädern. Die Leitungslängen werden möglichst gering gehalten, die Querschnitte großzügig gewählt, um Strömungsgeräusche und elektrischen Aufwand so gering wie möglich zu halten. 90% Wärmerückgewinnung sind problemlos realisierbar. Die Wärmeversorgung wird individuell gewählt: Bei einer verbleibenden Heizlast von 10 W/m² entsteht für eine Wohneinheit mit 120m² eine Last von 1,2 kW, also in der Größenordnung eines Wasserkochers oder schwachen Staubsaugers. Bei der jährlich verbrauchten Wärmemenge und der Auslegung der Wärmeerzeugung spielt deshalb die Bereitung von Warmwasser die größere Rolle! Jederzeit wird die Frischluft aufgeheizt und bringt die Wärme in die Räume mit. Zusätzliche Luftströme, die über die aus hygienischen Gründen erforderliche Luftmenge hinausgehen, sind muss nicht sein. Zusätzliche Heizflächen, wie Handtuchtrockner können realisiert werden. Pi mal Daumen Energie-Effizienz von Passivhäusern sicherzustellen, gilt als weiteres Kriterium der Kennwert Primärenergie. Er ist auf 120 kWh/(m²a) incl. Haushaltsstrom, 40 kWh/(m²a) ohne Haushaltsstrom begrenzt.
Eine kombinierte Anlage aus Solarthermie und Wärmepumpe garantiert auch in längeren Kälteperioden eine warme Stube und stößt dabei keinerlei Emissionen aus. Erd- und Wasser-Wärmepumpen sind allerdings recht kostenintensiv und Luft-Wärmepumpen erzeugen wiederum einen gewissen Schallpegel, der von vielen als unangenehm empfunden wird. Zudem brauchen sie für ihren Betrieb auch Strom, sind damit also nicht völlig autark. Sind Wärmepumpen aus genehmigungsrechtlichen oder anderen Gesichtspunkten nicht möglich, können auch energieeffiziente Heizungen mit Pellets oder anderen erneuerbaren Energiequellen eine gute Alternative bieten. Auch hochmoderne Heizungen mit Kraft-Wärme-Kopplung sind sehr interessant und liefern neben Wärme auch Strom fürt Passivhaus. Neben der Kraft-Wärme-Kopplung liefert auch die Photovoltaik Strom für den Haushalt und senkt so die Energiekosten weiter. Photovoltaikanlagen sind auch eine gute Ergänzung, um den benötigten Strom für Wärmepumpen zur Verfügung zu stellen. Um den Energiebedarf monadisch Passivhaus weiter zu senken, können einfache, aber nicht weniger effektive Stromsparhilfen wie intelligente Stromzähler genutzt werden. Sie messen den aktuellen Stromverbrauch und identifizieren so Stromfresser im Haushalt. Intelligente Haushaltsgeräte schalten sich dagegen vorwiegend dann ein, wenn der Strom am besten ist. Moderne Techniken und Baumaterialien haben den Hausbau revolutioniert und werden den Passivhaus-Standard vielleicht schon in wenigen Jahrzehnten zum allgemeinen Standard machen.
In Kombination mit Holz, dem der Lehm die überschüssige Feuchtigkeit entzieht, entsteht ein ökologisch und raumklimatisch stimmiges System. Da mit dem Aufbau der Hüllflächen U-Werte zwischen 0,20 und 0,25 W/m²K und damit ein Heizwärmebedarf von circa 35 KWh/m²a es kommt zu können, ist es naheliegend, die Möglichkeiten solarer Gewinne zu nutzen. Da für die Errichtung der Stampflehmwände ein Bodenaushub von mindestens 100 Kubikmeter erforderlich ist bietet es sich an, in die entstehende Grube einen solaren Langzeitspeicher mit integriertem Boiler einzulassen. In Kombination mit Solarthermie und 30 Quadratmeter Vakuumröhrenkollektoren auf dem Flachdach ist eine vollständige Deckung des Bedarfs für Heizung und Warmwasser zu erreichen. Das erwärmte Wasser fließt über eine im Lehmputz eingelassene Wandheizung mit einer Vorlauftemperatur von 35 bis 40 Grad. Für eine eventuell erforderliche Restwärmebeheizung sorgt ein Stampflehmofen, der aus einem stück gefertigt und mit Stückholz befeuert werden kann. Eine Kombination aus Regenwassernutzung und Grauwasserrecycling gesund eines Kombigerätes rundet das Projekt ab.