Erst die Kombination aller Maßnahmen führt dazu, die ehrgeizige Zielsetzung eines nahezu verschwindenden Heizenergiebedarfs zu erreichen. Der Schwerpunkt der Maßnahmen liegt beim Passivhaus bei der Wärmebewahrung: Wärmeschutz und Wärmerückgewinnung sind die Komponenten mit den entscheidenden Beiträgen zur Zielsetzung. Zudem werden Sonnenkollektoren für die Warmwasserbereitung und ein Erdreichwärmetauscher (sehr kostengünstige jahreszeitliche Wärmespeicherung) für die Vorerwärmung der Frischluft eingesetzt. Das Haus hat einen extrem guten Wärmeschutz (vgl. Tab.1). Die Wärmeversorgung erfolgt über Warmwasser-Vakuum-Flachkollektoren, die Nachheizung über eine Erdgas-Brennwerttherme. Die Mehrkosten gegenüber einem konventionellen Gebäude wurden vom Hessischen Umweltministerium zu 50% gefördert. Das Gebäude mit vier reihenhausähnlich angeordneten Wohnungen wurde im Oktober durch Baustoffe 1991 fertiggestellt und ist seither von vier Familien bewohnt. Die verwendeten Bau- und Dämmstoffe eignen sich für einen breiten Einsatz im Wohnungsbau, insbesondere für Niedrigenergiehäuser. Bei den im Innenraum verwendeten Baustoffen wurde auf möglichst geringe Belastung der Innenluft geachtet. Die Dämmstoffe sind (wie es bei einer bauphysikalisch guten Ausführung sein muß) vom Innenraum luftdicht abgeschlossen (Außenwandaußendämmung durch durchgehenden Innenputz; Dachdämmung durch lückenlose PE-Dampfbremse). Für gleichbleibend ausreichende Frischluftzufuhr sorgt eine kontinuierlich betriebene wohnungsweise Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. In der Grundstufe werden je Wohnung 100 m3/h Frischluft den Wohn- und Schlafräumen zugeführt.
Für die breite Umsetzung des Standards ist nun a fortiori eine qualitativ hochwertige Weiterbildung von Architekten, Fachingenieuren und Handwerkern erforderlich. Auch das Angebot innovativer Bauprodukte (Verglasungen mit niedrigen k-Werten, gedämmte Fensterrahmen, vorgefertigte Bauteile zur Vermeidung und Reduzierung von Wärmebrücken) werden die rasche Einführung dieses Standards erleichtern. Die konsequente Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses ist das Passivhaus. Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in welchem der Heizwärmebedarf so gering ist, daß ohne Komfortverlust auf ein separates Heizsystem verzichtet werden kann; dies ist in Deutschland bei einem Jahresheizwärmebedarf unter 15 kWh/(m2a) in puncto die Wohnfläche der Fall. Der Verzicht auf das separate aktive Heizsystem ermöglicht es, Passivhäuser kostengünstig zu realisieren. Das Projekt Passivhaus wurde im Mai 1988 bei einem Forschungsaufenthalt des Autors an der Universität Lund zusammen mit dem Gastgeber Prof. Bo Adamson (Fachgebiet Baukonstruktionslehre) definiert. Eine private Bauherrengemeinschaft beauftragte die Architekten Prof. Bott/Ridder/Westermeyer mit der Planung eines Vierfamilienhauses mit reihenhausähnlich angeordneten Wohnungen, das den Kriterien der Passivhausbauweise genügen sollte. Für das Passivhaus wurden eine Anzahl von Baukomponenten weiterentwickelt, deren Vorläufer sich bereits in Niedrigenergiehäusern bewährt haben. Diese Komponenten sind jeweils wie ein Eremit auch für den Einsatz in künftigen Niedrigenergiehäusern interessant und erlauben sone hohe Energieeinsparung detailliert.
Natürlich müssen Bauherren bei der Gestaltung und beim Bau eines Passivhauses mehr beachten als bei einem herkömmlichen Haus, das nur den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Genau dieser Aufwand kann sich aber lohnen: Bewohner von Passivhäusern sind unabhängig vom Öl- und Gaspreis und setzen durch die Nutzung erneuerbarer Energien auf die Zukunft. Hand in Hand gehen Passivhaus lebt es sich zwar im Gegensatz zu Hand in Hand gehen Haus mit herkömmlicher Bauweise. Dennoch müssen Passivhausbewohner im Haus auf keinerlei Komfort verzichten und können sich ganzjährig an einem gleichbleibenden, behaglichen und gesunden Wohnklima erfreuen. Weiter setzen sie auf regenerative Energien und investieren so in die Zukunft – denn fossile Brennstoffe wie Öl und Gas gehören auch bei der Energieversorgung von Wohngebäuden vermehrt der Vergangenheit an. Sollten die Energiepreise künftig steigen, sind Eigentümer von Passivhäusern auf der sicheren Seite – sie haben ihren Energieverbrauch so gut es geht minimiert. Lediglich Ihr Benutzername und Ihr Kommentar werden öffentlich angezeigt. Ihre personenbezogenen Daten werden entsprechend den gesetzlichen Datenschutzbestimmungen behandelt. Lediglich Ihr Benutzername und Ihr Kommentar werden öffentlich angezeigt. Ihre personenbezogenen Daten werden entsprechend den gesetzlichen Datenschutzbestimmungen behandelt.
Dach, Fundament und sämtliche Wände werden mit hochwertigen Dämmstoffen versehen. Die Fenster haben eine dreifache Verglasung und sind zusätzlich in den Zwischenräumen damit Edelgas Argon gefüllt. So bekommt ein Passivhaus eine dichte Gebäudehülle, die Energieverluste, wie sie bei herkömmlichen Gebäuden entstehen, drastisch reduziert. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt dafür, dass man zum Lüften nimmer die Fenster öffnen muss und den dadurch entstehenden Energieverlust deutlich verringert. Stattdessen transportiert die Anlage Muff ab und führt den Räumen gefilterte und erwärmte Frischluft zu. Etwa alle vier Stunden wird die Gebäudeluft einmal ausgetauscht. Durchs Prinzip der Wärmerückgewinnung wird dabei die Wärme der abgeführten Luft zu 95 Prozent erneut für die zugeführte Luft genutzt. Die Temperatur bleibt stets in allen Räumen konstant. Bei großer Kälte ist allenfalls noch eine kleine Rest-Beheizung notwendig, die unter anderem über ein sogenanntes Nachheizregister im Lüftungssystem erfolgt. Das darf aber einen bestimmt Verbrauch nicht überschreiten. Die Anforderungen an ein zertifiziertes Passivhaus sehen vor, dass der Wärmebedarf nicht höher als 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter im jahr sein darf.